rauschmelder presents

madrugada, columbiahalle

tbt april 2022: ein „konzert“ also, so ein ding, mit dem man früher, damals, pre-alles, noch sein leben tapeziert hatte in jeder freien minute – also mit dem genre machte man das, mit der branche, dem mindset „livemusik“ eben. ein „konzert“ also nach zwei jahren trennung wie aus einer beziehung raus (aber „keine kapazität für liebeskummer, ich hab’ genug andere sorgen“), mit hartem cut, mit zwei jahren straßenseitenwechsel wenn der/die ex einem entgegenkam. und so sauber trennscharf wie der schnitt im märz 2020 auch der wiedersehens-reboot mit dem gefühl dabei: madrugada auf der bühne als nicht allererstes „ding“, nicht als postcoronapremiere, geschenkt, da gab’s schon eine hand voll andere tagen zuvor, aber: dann eben doch als das offenbar ~nötige~ um sich daran zu erinnern, wie das früher war und was man daran so mochte und wieso man sich selbst darin und damit so mochte und wie sehr man das gefühl vermisst hatte und wie gut es (zu) einem passt —

20 uhr beginn im tempodrom, damals, am ersten april 2022, und gegen zwanziguhrzehn direkt jegliche skepsis geradezu enttarnt, entfernt, gelöscht. jegliche sorge, dass man „konzerte“ verlernt haben könnte so wie das restliche soziale ding, den generellen umgang mit menschen, schlagartig fort. als würde man sich im allerfuckingersten augenblick des knutschens an ALLES erinnern, worauf man beim expartner damals stand, und worauf man bei & an sich selbst stand, wenn man mit dem expartner knutschte, und an den grund aus dem man mit dem expartner knutschte. keine zehn minuten brauchen madrugada und ich strahle und zittere und flenne vielleicht auch ein bisschen vor glück und gleichzeitig angesichts der albernheit des flennens bei einem konzert, so meta, drauf geschissen, aha, DAS ist also ein glücksgefühl?, nimm das, excitalopram!

ernst mal beiseite – der ganze abend also eine erleichterung zweiten grades. darüber, dass es noch ~so~ ist, einerseits, und darüber, dass man sich an das „noch“ noch erinnert, andererseits. die setlist ist da schon fast egal wenngleich wunderbar toll natürlich, aber es geht nicht um details, es geht nicht mal um das musikgenre, es geht um die möglichkeit, das sich (wieder) auftuende potential. es hat mich, nicht nur die band hat mich, der ganze abend hat mich, die szene hat mich, die subkultur hat mich zurück, hier, nimm mich, hier bin ich, bäm, ich bin dein. von null auf routiniert im umgang mit allen und allem, muscle memory des herzdings, jeder noch so kleine affekt und jede bewegung und jedes artikulönchen EVERYWHERE an diesem abend ist mir persönlich bekannt, homecoming eines gefühls, highfive, sogar mit allen nervigkeiten und doofaspekten des lebens, des früheren, damals, vor duweißtschonwas. alles dabei, alles wieder da, alles richtig so. madrugada als auslöser, sivert høyem als symbol, als platzhalter für das emo, das jetzt wieder kommt, kommen kann.

bei „electric“ denke ich (mir diese paar absätze hier aus, und) darüber nach ob es vielleicht so eine art muskelkater gibt, ob ich in den nächsten tagen erst noch meinen groove finden muss, babysteps womöglich, was ja auch irgendwie in der restwelt die befürchtung war und bleibt und „nichts ist mehr, wie es achhaltdiefresse“, aber selbst wenn: das waren zwei doofe jahre, here i am, back again, und jetzt lass mal endlich wieder knutschen. dringend.

(i’m ready my love, holding on to you.)


► MADRUGADA
1. September 2023
COLUMBIAHALLE (Einlass 18:30h, Beginn 20:00h)

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